Über die Plattform „FragDenStaat“ können Bürger den Behörden im Rahmen ihrer Informationsfreiheitsrechte Anfragen stellen. Ein Bürger fragte den Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg nach den Fragenkatalogen in Bezug auf die Prüfung zur Umsetzung und Einhaltung des Datenschutzrechts, die aktuell bei Datenschutzverfahren verwendet werden. Die Aufsichtsbehörde übersandte daraufhin einen Fragebogen zur Videoüberwachung. Die Frage und die Antwort finden Sie hier.
In unserem Beitrag „Videoüberwachung durch nicht öffentliche Stellen“ hatten wir bereits abstrakt die rechtlichen Anforderungen an den Betrieb einer Videoüberwachungsmaßnahme erläutert.
Der Fragebogen verschafft anhand seiner 15 Fragen einen guten Überblick darüber, worauf es einer Aufsichtsbehörde beim Betrieb eines Videoüberwachungssystems im konkreten Fall ankommt. Verantwortliche können mit Hilfe des Fragebogens einen Selbstcheck durchführen und somit besser beurteilen, ob der Einsatz ihres Videoüberwachungssystems datenschutzkonform ist. Der vollständige Fragebogen steht Ihnen hier zum Download bereit.
Natürlich eignet sich der Fragebogen auch bestens dafür, um zu schauen, ob man überhaupt in der Lage wäre, eine Anfrage der Aufsichtsbehörde in Bezug auf die Videoüberwachung ausreichend beantworten zu können.
Der Fragebogen soll die Aufsichtsbehörde in die Situation hineinversetzen, sich möglichst genau ein Bild über die Gegebenheiten des Einsatzes der Videoüberwachungsanlagen zu verschaffen, um im Anschluss einen datenschutzkonformen Einsatz beurteilen zu können.
So verwundert es nicht, dass der Fragenkatalog, bevor er auf die ordentliche Umsetzung der DSGVO eingeht (Fragen 8 bis 15), zunächst einmal Informationen über die technischen Rahmenbedingungen abfragt:
- Trifft es zu, dass Sie eine Videoüberwachungsanlage installiert haben und betreiben? Falls eine Anlage von einer anderen Person oder Organisation (Unternehmen, Betrieb, Verein o. Ä.) betrieben wird, teilen Sie uns deren Name und Anschrift mit.
- Wie viele Kameras sind in Betrieb?
- Wo sind die einzelnen Kameras installiert und welche räumlichen Bereiche werden mit ihnen jeweils beobachtet? Bitte legen Sie dazu eine Skizze und Fotos der Örtlichkeit (Bilder der Kameras in ihrem Umfeld) sowie für jede einzelne Kamera einen zuordenbares Bildschirmfoto (Screenshot, Bildschirmkopie, fotoähnliche Abbildung der aktuellen grafischen Wiedergabe des Kamera) des Erfassungsbereichs der Kamera vor, damit nachvollzogen werden kann, was die Kameras abbilden. Bitte geben Sie dabei auch an, ob Arbeitsplätze (Welche Art von Arbeitsplätzen? Kurzzeitig genutzte oder dauerhaft genutzte Arbeitsplätze?) von der Kamera erfasst werden.
- Nennen Sie bitte die genaue Bezeichnung der verwendeten Kameramodelle. Geben Sie auch Informationen zu ggf. eingesetzten Funktionen wie Zoom, Schwenkbarkeit und Audioübertragung. Legen Sie Ihrer Stellungnahme Darstellungen der Hersteller (technischer Aufbau, Datenblätter, Dokumentationen) der Kameras bei.
- Geben Sie für jede Kamera an, ob die Erfassung dauerhaft erfolgt oder nur während bestimmter Zeiträume (z. B. an allen Werktagen von 22 Uhr bis morgens 4 Uhr) oder durch bestimmte Ereignisse (z. B. bewegtes Objekt im Erfassungsbereich) ausgelöst wird. In letzterem Falle teilen Sie uns bitte mit, ob und wie groß die Vor- und Nachlaufzeiten für die Speicherung der Aufnahmen eingestellt sind.
- Werden die Aufnahmen der Kameras auf einen/mehrere Überwachungsmonitor/e übertragen? Wenn ja, wer beobachtet diese(n) Monitor(e)? Kann/können der/die Monitor(e) nur von Berechtigten eingesehen werden? Legen Sie uns bitte eine Skizze des Standorts des Überwachungsmonitors vor oder ein Bild des Standorts.
- Werden die Aufnahmen (oder ggf. welche Aufnahmen) gespeichert und in welcher Form (z. B. auf Magnetband oder in einem elektronischen Speicher, als Videosequenz oder Einzelbilder)? Wenn ja, wo werden die Aufzeichnungen gespeichert, wer hat unter welchen Voraussetzungen Zugriff?
Der Fragebogen zeigt einmal mehr, wie wichtig die sorgfältige Planung der Videoüberwachung, die technische und organisatorische Umsetzung als auch die ordentliche Dokumentation ist. Verantwortlichen, die die Installation einer Videoüberwachung planen, empfehlen wir deshalb eine umfassende Dokumentation, welche vor allem den technischen Aufbau, Datenblätter und Lagepläne inkl. eingezeichnetem Erfassungsbereich und Screenshot beinhaltet. Verantwortliche, die bereits Gebäudeteile per Videokamera überwachen, empfehlen wir, die Fragen im Rahmen eines Selbstchecks durchzuarbeiten und zu beurteilen, ob die Anforderungen der Aufsichtsbehörde erfüllt sind.
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